Nudelgeschichte

Die Geschichte der Nudel

Ist die Historie der Nudel überhaupt von Interesse? Nichts ist mehr Gegenwart als Essen und Trinken, und nach dem Mahl will jeder nur wissen ob es geschmeckt hat oder nicht.

Die Geschichte der Nudel lässt sich zwar weit zurückverfolgen, Ihr Ursprung wird aber wohl nie eindeutig geklärt sein. Italiener, Deutsche oder Chinese schmücken sich gerne mit dem Attribut, die “Erfinder” der Nudel zu sein. Manche wissen zu erzählen, dass es ein deutscher Bäcker war, der erstmals in Genua bis dahin unbekannte Teigwaren anbot. Anderseits brachte bereits Marco Polo von seinen Reisen nach China Nudeln mit. Man will auch schon bei den Etruskern auf Grabtafeln Nudelartiges gefunden haben. Und dass die Araber , die vor den Italienern den Hartweizen kannten, dünn ausgerollte Nudelplatten kochten ist heute unbestritten. Sicher scheint inzwischen zu sein, dass die Wiege der Nudel nicht in der Nudelnation Italien liegt. Dessen ungeachtet hat die Nudel ihren Siegeszug in die ganze Welt angetreten. Arm und reich waren früher gleichermaßen von der wohlschmeckenden Teigware begeistert, heute scheint es kaum noch einen Winkel auf der Welt zu geben, in dem nicht Spaghetti Bolognese, Glasnudeln oder Teigtaschen bekannt sind.

Sieht man den Teig als das Formlose, ungeformte an, so wird die Teigware zum Synonym für Formgebung. Das Wort “Teig” hat seine Wurzeln in dem Indogermanischen “dheigh”, dem Begriff für Kneten und Formen. Der Teig ist also eine unspezifizierte Masse die auf Ihre Formgebung wartet – DIE NUDEL! Das Wort Nudel wiederum geht auf das lateinische “nodus” oder “nodellus” zurück, was Knoten oder Knötchen bedeutet. Doch merkwürdiger Weise hat sich dieses Lehnwort nur im Deutschen, im Französischen (“nouilles“) und Englischen (“noddle“) erhalten. Nicht aber im Italienischen.

In Italien hat sich die Pasta zum Kultobjekt , zum Mittelpunkt der Ernährung, ähnlich dem Reis in Ostasien entwickelt. Nicht einmal der bayrisch-böhmische Knödel weist eine ähnliche Erfolgsstory auf. Sogar die Gesellschaftsordnung widerspiegelte sich in Italien auf dem Pastateller.: Eierteigwaren und mit Teigfolien umhülltes Fleisch gab es für die Reichen. Wasserteigwaren ohne viel Zutaten, die so genannte “Pasta asciutta” für die Armen.

Zur heute bekannten Vielfalt der Teigwarenformen führte erst die industrielle Herstellung, und die reicht nicht sehr weit zurück. Die teigwarenbesessenen Neapolitaner entwickelten zwar schon früh verschiedene Hilfsmittel, um die Produktion zu beschleunigen; doch die hübsch gerillten, gedrehten oder gebogenen Teigwaren purzelten erst aus den schnell arbeitenden Pressen die Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt wurden.

Alle Länder nördlich der Alpen erwiesen sich als aufgeschlossen gegenüber den Industrie-Teigwaren. Nur in Süddeutschland und dem Alpenraum regte sich Widerstand. Die angestammten Spätzle, Schupfnudeln und Maultaschen ließen sich nicht ganz verdrängen, nicht einmal von den recht guten Eierteigwaren, die den Spätzle doch geschmacklich nicht unähnlich kommen.

Inzwischen weiss jedermann, dass man gerade in Deutschland anders mit Teigwaren umgeht als in Italien. Den Italiener sind sie seit jeher einen eigenen Gang wert, den “primo”, der vor dem Hauptgang, dem “secondo” aufgetragen wird. Der Dreiakt “antipasti” (kalte Vorspeise), “primo”(Teigwaren oder Risotto) und “secondo” (Fleisch, allenfalls mit Gemüse) belieb bis in die Spitzengastronomie mehr oder weniger unangetastet, während auf der Alpennordseite ein anderer Rhythmus herrscht. Teigwaren dienen entweder als Beilage zum Fleisch oder als willkommener Sauceträger, oder Sie werden zum Hauptgang, sei es als Spaghettitopf oder als Auflauf aus dem Ofen. So beschränken sich dann auch die “deutschen” Rezepte fast ausschließlich auf Gerichte denen kein weiterer Gang folgt.

Neue Produkte auf dem Markt haben stets die Phantasie der Köche bei der Zubereitung von Nudeln geflügelt, neue Saucen wurden kreiert, und ein Ende ist noch lange nicht absehbar. Im Zuge des Zusammenrückens verschiedener Nationen wurden Anleihen bei den ausländischen Nachbarn genommen, viele Auswanderer oder im Ausland lebende Menschen haben ihre traditionellen Nudelrezepte aus der Heimat mitgebracht und für deren Verbreitung gesorgt. So ist es nicht verwunderlich, dass fast jeder ein anderes “Lieblingsnudelrezept” hat, während manche Roulade noch immer versucht, einer anderen Füllung als Speck und Gurke habhaft zu werden.

Diese Vielfalt findet sich auch in den vielerlei Rezepten wieder. Viele aufregende Vorspeisen, Eintöpfe, Fleisch- und Gemüsegerichte oder auch Desserts warten darauf, nachgekocht zu werden. Auch so mancher Nudelgegner muss erkennen das Nudeln sehr abwechslungsreich sind. Wenngleich es die Nudel gar nicht nötig hat Ihr Image als Dickmacher abzuschütteln, sei dennoch nochmals darauf hingewiesen, dass eine Portion Nudeln mit Tomatensauce nicht einmal 500 Kalorien hat.